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Das Lebensgefühl der 90er

Als Bedroom-Producer versucht der in Michigan aufgewachsene Erik Vincent Stephens sich bereits im zarten Alter von 16, aber bis zu seinem BWL-Studienabschluss an der State University bleibt das Ganze eher eine Nebensache. Der talentierte Beatmaker kommt bald nach Detroit, wo Wu-Tang -Producer Bronze Nazareth Potenzial in ihm sieht: gemeinsam ziehen sie das Label Black Day In July auf und machen sich in der pulsierenden Detroiter Szene einen Namen. Mit seinen ersten beiden Beattapes Skilled Trade und Make Do unter dem Namen Apollo Brown beweist er sich Ende der 2000er Jahre als technisch versierter Boom-Bap-Liebhaber, was ihn auf seinem Debutalbum The Reset im Jahr 2010 schließlich eine Gruppe an kleineren und größeren MCs wie Black Milk und MED versammeln lässt, die seine instrumentalen Kreationen mit ihren eigenen Lyrics abrunden und den Detroiter als versatilen Beatbastler präsentieren. Seine Liebe für den Sound der 90er kann Apollo Brown dabei gar nicht oft genug ausdrücken: „90er-Hip Hop hat einfach ein ganz besonderes Lebensgefühl. In dieser Zeit haben die Leute Musik gemacht, weil sie es wirklich liebten.“ Damit distanziert der Producer sich deutlich vom Mainstream-Anspruch vieler seiner Kollegen, und er reduziert seine Werke auf das Wesentliche. „Ohne jegliche Spielereien, Extras oder Tricks“, so beschreibt er es selbst.

Der Beatmaker mit Windows XP

Apollo Browns Software läuft jedenfalls noch auf Windows XP, und das gefällt ihm ganz gut so. Limitiert und auf den Punkt: mit dieser Haltung erntet er Respekt in der Szene, und nach der ersten Platte hagelt es an Kollabo-Anfragen – neben angesehenen Instrumentalalben wie Clouds folgen LPs im Duett mit Boog Brown, O.C. und Hassaan Mackey. Mit Guilty Simpson nimmt er 2012 den Langspieler Dice Game auf, produziert ein Jahr später Ghostface Killahs Twelve Reasons to Die neu unter dem Titel The Brown Tape, und ganz nebenbei gründet er gemeinsam mit seinen Freunden Red Pill und Verbal Kent die Crew Ugly Heroes , die in den kommenden Jahren mehrere Oldschool-nostalgische Releases zählt. Trotz dieser beachtlichen Menge an Kollaborateuren macht der Boom-Bap-Fanatiker klar, dass es ihm dabei kaum ums Geld geht und er seine Mitspieler mit Bedacht wählt: „Ich arbeite nur mit Leuten zusammen, von denen ich begeistert bin und deren Arbeit ich respektiere. Wenn ich das nicht tue, kann mich kein Geld dazu bringen, mich hinzusetzen und ein Album mit dir zu machen.“ Der Producer springt von einem Projekt zum nächsten, im Untergrund ist sein Name sowieso bereits ein Qualitätsigel.

Rapper als Babysitter

Neben seiner Verantwortung für die Instrumentals verschiedenster Rapper bringt er 2015 den Langspieler Grandeur heraus, bei dem der Beatgigant wieder ganz im Mittelpunkt steht und mithilfe einer Masse an Features seine musikalische Diversität darbietet. Wie ein Meilenstein und eine Verschnaufpause zugleich steht das Album vor Apollo Browns kommenden Projekten, an die er sich gemeinsam mit bekannten Gesichtern wie denen von Ugly Heroes, aber auch neuen Bekannten wie Locksmith und Joell Ortiz herantraut. Obwohl der Detroiter sich auf seinen Kreationen nicht lyrisch ausdrückt, erzählen die Tracks persönliche Geschichten auf gleiche Weise, wie es seine rappenden Kollegen tun: „Ich behandle alle meine Beats, als wären sie meine Kinder. Es ist, als ob man einen Babysitter interviewt. Ich überlasse meine Kinder nicht irgendjemandem, ohne die Person vorher kennengelernt zu haben.“ Brown steht mit seinem Werk in der direkten Tradition von Legenden wie Madlib und J Dilla , lässt sich aber durchaus als Nischen-Producer bezeichnen: im Mainstream landen seine Tracks nicht, dafür ist es 20 Jahre zu spät. Trotzdem spiegelt seine Musik Nostalgie, aber auch soundtechnische Kreativität und eine unerschöpfliche Experimentierfreude wider. Auf seiner aktuellen Instrumentalplatte This Must Be the Place vereint er diese Kräfte seines Schaffens nochmal, und sein Anspruch dafür könnte kaum höher sein: „Bei allem, was ich mache, versuche ich, es zu meinem Lieblingsalbum zu machen.“