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Eine (fast) wortlose Band

Mogwai, was auf kantonesisch Dämon bedeutet, war als anfänglicher Name eigentlich nur ein Platzhalter für die vierköpfige Band aus Schottland. „Wir wollten immer einen besseren Namen, sind aber wie bei vielem anderen nie dazu gekommen“, meint Gitarrist Stuart Braithwaite. Damit, dass sich aus dem Instrumental-Act Mogwai, nicht zu verwechseln mit dem deutschen DJ Moguai, eine für den Post Rock maßgeblich einflussreiche Band mit einer internationalen Fanbase entwickeln würde, haben die vier bei ihrer Gründung Mitte der 90er wahrscheinlich nicht gerechnet. Nach ersten Liveshows nehmen sie 1997 ihr Debut Mogwai Young Team auf, das in Pink Floyd -artig ausufernden Progressive-Tracks bereits ihr Potential darlegt und sie auf Tour schickt. Die wortlose Band mit musikalischen Anleihen von Sonic Youth und The Cure spricht sich abseits der Bühne allerdings eindeutig politisch aus: nachdem die schottische Regierung eine generelle Ausgangssperre für Jugendliche verhängt hat, revoltiert die Band und gibt auch gleich ihrer nächsten EP den Titel No Education = No Future (Fuck the Curfew). Mit Produzent Dave Fridmann an Bord, der heute bekannt ist für seine Arbeit mit den Flaming Lips, MGMT und Tame Impala, nehmen Mogwai 1999 ihre vergleichsweise minimalistische Vinyl Come On Die Young auf, und mit Rock Action, auf dem sie erstmals Synthesizer-Klänge in ihre Soundcollagen einweben, erfährt die Band ihren größten kommerziellen Erfolg bisher.

Mehr als seriöse Gitarrenmusik

Mogwai scheuen sich nicht vor weiten Spannungsbögen: ihre EP My Father, My King besteht aus einem einzigen 20-minütigen Instrumentalstück. Auf Happy Songs for Happy People taucht die Band 2003 wieder in Synthesizer-Meere ab und besegelt auf Streicher- und Klavierarrangements neue Soundgefilde – die „seriöse Gitarrenmusik“, wie Mogwai zu Anfang ihr musikalisches Ziel definierten, erweitert sich um weit mehr als Gitarren, zum Zweck des künstlerischen Experiments. Dabei erzählt die Band rein durch ihre Instrumente meist düstere und melancholische Geschichten, die in Worten auch kaum auszudrücken wären. Für den französischen Dokumentarfilm Zidane und das amerikanische Drama The Fountain werden Mogwai zum ersten Mal mit Soundtracks beauftragt und machen sich weltweit im Kino einen Namen – bei den zwei Filmen soll es über die Jahre nicht bleiben. Später kreieren sie die Musik für die französische Serie Les Revenants, sowie für den Sci-fi-Streifen Kin und die Krimiserie ZeroZeroZero . In die britischen Top 40 kommen sie dann 2006 mit der Single Friend of the Night, und ihr Album Mr. Beast wird schließlich mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Medienübergreifende Kollaborationen sind auch weiterhin ihr Ding: auf der Batcat-EP sind Mogwai gemeinsam mit Rock’n’Roll Legende Roky Erickson zu hören, 2010 dokumentiert Regisseur Vincent Moon die Live-Anstrengungen der Band in einem Konzertfilm – die Musik dazu erscheint mit Special Moves als erstes Album auf ihrem eigenen Label. Für ihre Releases in Nordamerika stoßen sie dann schließlich zu Sub Pop, dem Label, das schon Nirvana und Soundgarden hervorgebracht hat.

Die jugendliche Lust auf Neues

Die vom Krautrock inspirierten Rave Tapes verschieben die Nutzung der Instrumente vorwiegend in den elektronischen Bereich und erzeugen damit dystopische Atmosphären, wie man sie in einem Sci-fi-Thriller hören würde. Auch lassen Mogwai ihre Songs immer wieder remixen: auf der 2014 veröffentlichten EP Music Industry 3. Fitness Industry 1. finden sich neue Versionen ihrer früheren Tracks, wie auch schon vorher auf den Alben Kicking a Dead Pig und A Wrenched Virile Lore. 2015 verlässt Gründungsmitglied John Cummings die Band, doch das hält den Rest der Gruppe kaum auf, unermüdlich an neuen Projekten zu arbeiten: schon 2017 erscheint die Vinyl Every Country’s Sun, die Mogwai wieder mit Produzent David Fridmann vereint. Hier schafft die Band mit einer 20-jährigen Karriere hinter sich trotz alledem eine weitere musikalische Neuerfindung: mit riesenhaft klingenden Schlagzeugen, übersteuernden Gitarren und der jugendlichen Lust auf Neues. Auf ihrer ersten Nummer-Eins-Platte As The Love Continues führt die Band diesen Trend fort: sie kreiert eine außerweltliche Atmosphäre und ergreift seine Zuhörer so, als wären sie mit Mogwai vereint.