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Vom Kunststudent zum Beatmaker

Über die letzten 20 Jahre hat sich der in Brooklyn aktive Rapper und Produzent Oddisee seine eigene Nische im Independent-Hip-Hop erkämpft. Mit Einflüssen, die vom Golden-Age-Rap bis hin zum traditionellen Jazz und frühen Soul reichen, zeichnet der in Maryland aufgewachsene Ausnahmekünstler bunte Soundbilder, in die er seine meist nachdenklichen, oft politischen Lyrics bettet. 1985 kommt Amir Mohamed el Khalifa zur Welt, als Jugendlicher schaut er zu Conscious-Rappern wie A Tribe Called Quest und Rakim auf – die sprechen nicht über das Gleiche wie die Anderen und werden deshalb zur Inspiration. Am Sampler bastelt er erste eigene Beats, was ihn schließlich dazu bringt, sein Kunststudium an den Nagel zu hängen und stattdessen das Produzieren im Selbststudium anzugehen. Der Plan geht auf, für DJ Jazzy Jeff steuert er 2002 den Beat zum Track Musik Lounge bei und macht sich einen Namen in Washington D.C. Nach ersten Instrumental-Veröffentlichungen traut er sich 2006 mit seinem Mixtape Foot in the Door zum ersten Mal selbst ans Mic und mischt obskure Synthesizer mit E-Gitarren-Samples zu Boom-Bap-Beats, im Rücken hat er seine Crew Low Budget. Mit mehreren Releases jedes Jahr wird auch sein Sound facettenreicher – das Indie-Label Mello Music Group wird 2008 auf den produktiven Producer aufmerksam und nimmt ihn unter Vertrag, woraufhin er sich mit den Tapes 101, Traveling Man und Odd Seasons weiter in der lokalen Szene breitmacht.

Alben als Odyssee

So wie er seine Karriere als Odyssee betrachtet, verwandelt der Rapper auch seine Platten in konzeptionelle Werke, die seine Fans auf eine Reise mitnehmen: auf Traveling Man benennt er die Tracks nach verschiedenen Städten auf der ganzen Welt und fängt deren jeweilige Stimmung in Beats ein – und auch die vier EPs, zu denen sich Odd Seasons vereint, drücken jeweils eine der vier Jahreszeiten in Sample-Collagen aus. Neben Beat-Tapes wird das Reimen inzwischen genauso wichtig, wobei er das Leben als Star immer wieder abwägt: „A lot of hype, is it really worth it, the truth’s pending“. Sich für den Hype verbiegen, das war für Oddisee aber nie im Plan – dafür ist ihm sein authentischer Ausdruck zu wichtig. Und dafür ist seine Fanbase zwar kleiner, aber umso treuer: „Ich bin zu einhundert Prozent damit zufrieden, wo ich jetzt stehe und dankbar“, meint er dazu. Dem klassischen Narrativ zum Erfolg will er entgegensteuern, den DIY-Weg normalisieren.

Rap über den Tod hinaus

Neben seinen Releases mit der Diamond District Crew schlägt er 2012 mit dem Album People Hear What They See Wellen, vor allem bei Bandcamp und iTunes gewinnt er neue Fans und landet in der internationalen Musikpresse. Mit dem staubigen Soul-Sound der Platte The Good Fight geht die Reise 2015 weiter, indem er sich offen verletzlich zeigt, um so auch die Ängste seiner Fans für sie selbst zugänglich zu machen: „Die meisten Sachen, die im ersten Moment persönlich oder beängstigend erscheinen, teilt man mit vielen anderen Menschen. Also können meine Hörer Trost darin finden, damit nicht alleine zu sein.“ Ebenso äußert er sich immer wieder politisch, spricht über die rassistische Ungleichheit im System der USA, Donald Trump und Fremdenfeindlichkeit – das komme aus seiner Zeit in D.C., meint der Realist. Und genauso lerne er mit jeder Platte dazu, verarbeitet Kindheitserfahrungen auf The Iceberg im Jahr 2017 und die Beziehung zu verschiedenen Menschen in seinem Leben auf Odd Cure im Jahr 2020. In seinem eigenen musikalischen Kosmos ist Oddisee einer, der die Sorgen des Alltags nachvollziehen kann, und der Rapmusik als ein Sprachrohr für genau diese Erfahrungen sieht: „Was auch immer auf der Welt passiert, egal wer wir sind oder was wir tun, es wird in Rap-Musik reflektiert und bleibt für immer, auch nach dem Tod.“