Wolfgang Müller Die Sicherste Art Zu Reisen

Wolfgang Müller, das war der edle Selbstgebrannte, den der Plattenhändler unterm Tresen hervorholte, wenn
der Kunde soweit war - die Sinne geschärft und die Geschmacksnerven voll entwickelt. Zuletzt war Herr
Müller allerdings abgetaucht. Insofern stellt sein sechstes Album ein veritables Comeback dar. Müllers Musik
ist immer noch ein edler Tropfen, aber der geht leichter rein, ein bisschen wie Brause mit Schuss. Und das
kam so: Nach "Auf der Welt" (2015), der anschließenden Tour und einer von ihm mitorganisierten Platte mit
Kinderliedern ("Unter meinem Bett") war Herr Müller vollkommen erschöpft, sein künstlerisches Konzept
ausgereizt. Die Gitarre hat er ein halbes Jahr nicht mehr angefasst, stattdessen Segeln gelernt und sich
dabei vom Korsett des Liedermachers befreit. Dann lud er neue und alte Bekannte ein, und in fünf
Studiotagen war das Album fertig. Klavier, Streicher, Querflöte, Saxophon, Orgel, Chöre inklusive. Die Gitarre
wird nicht mehr gezupft, sondern sanft geschlagen. Das federt elegant, schwingt, rollt und will immer weiter,
so sonnig war die Stimmung selten. Wo sich die einen in Hysterie und Empörung verlieren, und andere in
Resignation und Dunkelheit, da findet Müller den goldenen Mittelweg: "Die sicherste Art zu reisen".