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Vom Musikblog zur DJ-Sensation

Bicep, das nordirische House -Duo aus Andrew Ferguson und Matthew McBriar, das gerade die Britische Dance-Szene umkrempelt, war zu Beginn eigentlich gar kein House-Duo. 2008 starten die beiden Schulfreunde einen Blog mit dem Namen Feel My Bicep – denn beim Durchforsten der lokalen Plattenläden finden sie einen Haufen an obskuren und vergessenen Electronic -Schätzen, die sie mit der Welt teilen wollen. Bald findet sich dafür eine Online-Fanbase, die rasant auf 100.000 monatliche Leser wächst: „Je mehr wir gepostet haben, desto mehr Leute sind dazugekommen“, sagen die beiden über ihr neues „süchtig machendes“ Hobby. Schließlich ziehen sie von Belfast nach London, um ihre DJ-Karriere in den Nachtclubs der Hauptstadt zu starten und ein paar erste Vinyls zu veröffentlichen: mit der Deep-House-inspirierten 12“ Darwin auf dem Throne on Blood Label schlagen sie 2010 Wellen in der Szene, und ihre Single 313 ermöglicht ihnen erste internationale DJ-Gigs. Mit ihren Remixes szenebekannter House-Acts machen sie sich einen Namen und legen jetzt monatlich im legendären Londoner Nachtclub Plastic People auf. Es folgt die Gründung eines eigenen Labels, das den gleichen Namen wie ihr Blog bekommt – dort bringt das Duo die 12“ Vision of Love heraus, die bald zum Hit in der Clubszene avanciert.

Von den Nachtclubs in die Konzerthallen

Das renommierte Britische DJ Mag verleiht Bicep im gleichen Jahr den Award für den Besten Breakthrough DJ, und mit Tracks wie Satisfy , D-Mil und Just – letzteres vom selben Magazin als Track des Jahres 2015 ausgezeichnet – schaffen sie den Sprung ins Becken der Live-Konzerte außerhalb der Nachtclubs. Wo das kreative Duo eher in Richtung Breakbeat tendiert, da zieht es die Massen zu sich: ihr heiß ersehntes selbstbetiteltes Debutalbum erscheint 2017 auf dem Ninja Tune Label und schafft es in Großbritannien glatt in die Top 20. Dass es so lang für die Entstehung gebraucht hat, erklären Bicep mit Gelassenheit: „Wir müssen immer einen halben Tag mit einem Song verbringen, an acht oder neun verschiedenen Orten, über eine lange Zeit. Wir wollen ja unsere Tracks am Ende nicht mit diesem einen Mal verbinden, als wir angepisst oder verkatert waren.“ Denn nicht nur auf EP-Vinyls für die Clubs, sondern ebenso auf Albumlänge überzeugen Ferguson und McBriar: die Mischung aus nostalgischem House, Hip Hop-Breakbeats und psychedelisch angehauchten Samples erwecken auch die größten Musikmagazine wie Pitchfork und den Guardian_ , das Mixmag bezeichnet die Platte schlichtweg als Klassiker. Tracks wie Glue generieren online einen Hype und lassen Biceps Streamingzahlen in Millionenhöhe steigen.

Eine Clubplatte, während die Clubs geschlossen sind

Auf einer internationalen Headliner-Tour transformieren sie ihre Liveshows im folgenden Jahr zu exzessiven Lichtspektakeln und bringen dabei die verschiedensten Nischen der House-Fans zusammen. Außerdem geht der Four-Tet -Remix ihres Tracks Opal viral, und 2018 liefern Bicep mit Rain eine neue EP, auf der sie sich an einem Sample der indischen Sängerin Lata Mangeshkar versuchen. Nach einer Reihe an Singles folgt mit dem zweiten Langspieler Isles im Jahr 2021 eine Clubplatte, während die Clubs weltweit aufgrund von Covid geschlossen sind – doch die beiden lassen sich nicht entmutigen: sie spielen jetzt einfach per Livestream und werden für die virtuellen Shows vielfach von der Presse gelobt. Ihre neue Platte feiert dabei die kulturellen Unterschiede ihrer Residenz in London – beispielsweise inspiriert von Bollywood-Platten oder türkischer Popmusik . Und auch sehen sie das Album als einen Abschluss einer besonderen Ära elektronischer Musik. In Großbritannien erreichen sie mit der Platte Platz zwei der Charts und feiern damit ihren bisher größten Erfolg, und im gleichen Jahr werden sie für zwei BRIT Awards nominiert. Als Headliner spielen sie beim Londoner Field Day Festival, und 2022 liefert das House-Duo mit Meli (II) und Water endlich wieder innovativen Single-Nachschub.