Blink 182 HHV Records 12 Artikel

Skateboards und ungezügelte Liveshows

Die Pop-Punk-Giganten Blink-182 raufen sich 1992 im Kalifornischen Poway zusammen: Mark Hoppus, Tom DeLonge und Scott Raynor lernen sich in der Skater-Szene kennen und bilden nicht gerade ein Trio aus Einserschülern – Mark wird da gerade wegen Alkoholkonsums seiner Highschool verwiesen, Tom schuftet auf dem Bau. Trotzdem meint er: „Wir hatten verdammt viel Spaß. Wir waren die ganze Nacht unterwegs und sind Skateboard gefahren“ – aus dieser Leichtigkeit heraus nehmen die drei 1993 ihr erstes Demotape auf und mischen sich unter die Liveszene in San Diego. Punk-Rock gibt es dort damals kaum, umso mehr fallen Blink-182 auf. Ihr Demoalbum Buddha veröffentlichen sie 1994 und ziehen die Aufmerksamkeit des Cargo-Labels auf sich, welches sie für ihr nächstes Album Cheshire Cat erst einmal ins Studio schickt. Die zweite Platte schlägt 1995 im ganzen Land Wellen, und mit Bands wie NOFX und Pennywise geht es jetzt auf Tour – schon bald verbreitet sich der Name Blink-182 in den USA und auch darüber hinaus: ihre ungezügelten und humoristischen Liveshows etablieren die Band als Must-See im Punk der 90er, das Major-Label MCA nimmt sie ein Jahr später schließlich unter seine Fittiche.

Auf Pop-Punk-Riffs nackt durch L.A.

Die Single Dammit geht 1997 nach dem Release der Platte Dude Ranch landesweit durch die Decke – in der Tradition von Bands wie den Descendents schreiben die Punk-Propheten einen zeitlosen Genre-Klassiker. Zu Superstars wird das Trio, jetzt mit Travis Barker an den Drums, allerdings erst mit Green-Day-Produzent Jerry Finn im Gepäck: emotionale Pop-Punk-Riffs, jugendlicher Humor und nach Luft schnappende Rhythmen machen Enema of the State zum Platinum-Album in den Vereinigten Staaten und Blink-182 zu Dauergästen auf MTV – mit Songs wie Adam’s Song und All the Small Things. In What’s My Age Again? rennen sie, inspiriert von ihren frühen Konzerten, nackt durch L.A: der Pop-Punk kommt damit endgültig im Mainstream an, und das Trio liefert eine zeitlose Blaupause. Die Exzesse ihrer Arenakonzerte halten sie im Jahr 2000 auf der Liveplatte The Mark, Tom and Travis Show (The Enema Strikes Back!) fest, und mit Take Off Your Pants and Jacket treffen sie ein Jahr später wieder ins Schwarze: in mehreren Ländern macht das Album sich sofort auf der Chartspitze breit und etabliert Blink-182 als die größte Punkband des Jahrzehnts. Neben einem kleineren Projekt unter dem Namen Box Car Racer erscheint 2003 mit ihrem selbstbetitelten Album eine Platte, die Blinks internationale Fangemeinde aufmischt und den Stil ihrer 90er-Hits um experimentelle Elemente erweitert.

The Show Must Go On

2005 wird dann nach einiger Zeit Stille klar, wie es um das Trio steht: man habe sich über die Jahre auseinanderentwickelt – neben dem ständigen Touren gebe es eben auch die Familie und andere Musikprojekte. Für über drei Jahre ist Blink-182 für aufgelöst erklärt. 2008 ist Travis in ein traumatisches Flugzeugunglück verwickelt, das er nur knapp überlebt und ihn dazu bringt, seine ehemaligen Kollegen zu einer Reunion zu bewegen: Neighborhoods erscheint 2011 und zeigt die Kalifornier in gewohnter Form. Doch das alte Lineup bleibt nicht lange stabil: Gitarrist Tom wird 2015 kurzerhand aus der Band geworfen, nachdem er weder im Proberaum noch im Studio aufgekreuzt ist. Mit Matt Skiba vom Alkaline Trio im Rücken geht es nach der 2016er Erfolgsplatte Chicago wieder auf Tour: „Die Show muss weiter gehen für unsere Fans“. Mit Marks Krebsdiagnose im Jahr 2021 gibt es erneut schlechte Nachrichten – die Krankheit hat er aber offiziell noch im selben Jahr besiegt, und zugleich steigt auch Tom wieder in die Band ein: auf One More Time… ist er wieder an den Riffs zu hören und füllt gemeinsam mit Mark und Travis die Hallen. Denn am Ende gilt für die drei: „Wie unter Brüdern gibt es im Laufe der Jahre kleine Streitereien, und man lebt sich auseinander.“ Und: „Man kommt wieder zusammen.“