Kate Bush HHV Records 39 Artikel

Hitschreiberin und Rekordhalterin

Die Englische Musikerin Kate Bush gilt im Popkosmos der 70er und 80er Jahre als Ausnahmekünstlerin: ihre innovativ komplexen Werke produziert sie meistens selbst und steckt ihre unkonventionelle Vision in jeden Aspekt ihrer Arbeit, was in Hitsongs wie Running Up That Hill (A Deal With God), The Man with the Child in His Eyes und Babooshka sowie einer Reihe an Erfolgsalben resultiert und sie zu einer der wichtigsten Frauen in der Popmusik des 20. Jahrhunderts macht. 1958 wird Catherine Bush in London geboren und begeistert sich schon in jungen Jahren fürs Songschreiben: ihre Familie verschickt ihre Demos landesweit an Labels, erstmal ohne Erfolgsaussichten. Einziger Hoffnungsschimmer Mitte der 70er Jahre: Pink-Floyd-Gitarrist David Gilmour. Der hört eines ihrer Tapes und lädt die gerade einmal 16-jährige ins Studio ein – EMI bekommt Wind von der Sache und nimmt die junge Bush unter Vertrag. Ihre erste Single Wuthering Heights erscheint Anfang 1978 und wird zum sofortigen Nummer-Eins-Hit: die ungewöhnliche Gesangsperformance und Bushs Theatralik setzen neue Meilensteine in der sonst ausgelaugten Poplandschaft der späten 70er Jahre. Kates erster Hit ist zugleich ein Rekord, denn zum ersten Mal in Großbritannien erreicht eine Frau mit einem selbstgeschriebenen Song die Chartspitze. Ein würdiger Start für eine ungewöhnliche Karriere.

Kabarett und Drum Machines

Mit dem ersten Langspieler The Kick Inside setzt die junge Künstlerin ihre ausgefallenen Pop-Spielereien fort – hier findet sich Material, dessen Entstehung sich bis ins zarte Alter von 13 zurückverfolgen lässt. Bush spielt dabei auf ihre eigene Art und Weise: ungewöhnliche Kostüme und Choreographien machen sie zur audiovisuellen Künstlerin. Der Erfolg ihrer zweiten Platte Lionheart im selben Jahr bleibt hinter ihren Erwartungen zurück, woraufhin EMI sie 1979 auf Tour schickt – ihre erste und einzige Tour für eine lange Zeit, welche es mit allerlei Kabarett-Einlagen, Kostümwechseln und Tänzen jedoch in sich hat. Aber auch sphärische Synthesizer-Klänge und Drum Machines wecken ihr Interesse, weshalb sie sich an neuen Methoden probiert und 1980 ihr erstes Nummer-Eins-Album Never for Ever herausbringt. Mit The Dreaming produziert sie zwei Jahre später dann zum ersten Mal eine Platte in Eigenregie und stützt sich noch mehr auf unorthodoxe Instrumentierung wie experimentelle Soundeinlagen – ihr als „unzugänglich“ kritisiertes Album schafft es immerhin auf Platz 3 der Charts und sichert sich einen Platz in den Herzen späterer Poplegenden wie Björk. Mitte der 80er Jahre gilt sie längst als unaufhaltsame Kraft im Rockgeschäft, die sich immer wieder mühelos neu erfindet.

Eine Künstlerin mit eigenem Tempo

Dass sie neben experimentellen Werken immer noch Hits schreiben kann, beweist sich 1985 auf der A-Seite ihrer Platte Hounds of Love, die mit der Single Running Up That Hill (A Deal With God) einen ihrer größten Erfolge verbucht. Die B-Seite ist im Sinne einer konzeptionellen Suite geschrieben und macht das Ganze zu einem faszinierenden Mix, der oft als ihr definitives Meisterwerk bezeichnet wird. Mit ihrer Platte The Sensual World erreicht sie schließlich den lang ersehnten Erfolg auf dem US-Markt – eine halbe Million Mal verkauft sich ihr Album, dessen Lyrics von ihrem eigenen schwarzem Humor geprägt sind. Nach dem 1993 erschienenen The Red Shoes und dem dazugehörigen Kurzfilm The Line, the Cross and the Curve zieht die gerade Mutter gewordene Bush aufs Land und lässt ihre Fans ganze 12 Jahre im Ungewissen – das langerwartete Doppelalbum Aerial erscheint 2005 und zeigt die Sängerin in nicht weniger als monumentaler Stimmung. Zudem holt sie sich 2011 keinen Geringeren als Elton John auf ihre Platte 50 Words for Snow. Und auch live geht es wieder bergauf: nach jahrzehntelanger Distanz von allem, was einer Tour gleichkommt, spielt sie in London eine Reihe spektakulärer Shows im Jahr 2014. Doch vor allem abseits des Livegeschäfts hat Kate Bush die Britische Popmusik umgekrempelt – mit zeitlosen Songs, die uns noch heute nicht aus dem Kopf wollen.