Marteria HHV Records 5 Artikel

Fußballer, Model und Rapper

Aufgewachsen in Rostock gibt es für den 1982 geborenen Marten Laciny vor allem den Fußball: noch vor seiner Rapkarriere wird er zum Stammspieler für die U17-Nationalmannschaft. Während der Sport ihn sein Leben lang begleiten wird, wagt er seine musikalischen Anfänge 1995 und nimmt zusammen mit Freunden sein erstes Mixtape auf. Bevor es damit aber ernst wird, vergehen noch ein paar Jahre: 1999 lernt er bei einer Reise in die USA einen Modelscout kennen und reist als Model bald um die ganze Welt, um sich für Marken wie Diesel und Hugo Boss ablichten zu lassen. Nach einiger Zeit landet er schließlich wieder in Rostock und widmet sich gemeinsam mit den Jungs von der Underdog Cru dem Hip-Hop, neben einer Europatour tritt die Gruppe mehrmals auf dem Splash! Festival auf. Das ehemalige Model zieht dann 2003 nach Berlin, um sich an einer Schauspielschule einzuschreiben, doch auch Lacinys Musikkarriere nimmt jetzt Anlauf: auf dem Indie-Label Magnum 12 veröffentlicht er sein erstes Album Halloziehnation unter dem Namen Marsimoto – ein kiffendes Alter Ego in Anlehnung an das Nebenprojekt des legendären Produzenten und Rappers Madlib, der genauso mit dem Pitch seiner Stimme experimentiert. Ein Jahr darauf folgt sein Debutalbum als Marteria, Base Ventura, und zeigt uns Martens andere Seite.

Lila Wolken an der Spitze

Als Marsimoto unterstützt er 2007 Jan Delay auf Deutschlandtour, kurz später stößt er dann zum Label Four Music, wo er Zu Zweit Allein herausbringt. Nach einem eher erfolglosen Auftritt beim Bundesvision Song Contest veröffentlicht er dann 2010 das Marteria-Album Zum Glück in die Zukunft – die Platte erreicht bald Goldstatus, und seine Single Verstrahlt infiltriert Radiostationen in ganz Deutschland. Neben namhaften Features wie Casper, Peter Fox und Jan Delay lässt auch Marsimoto hier öfter von sich hören – das Marsimoto-Album Grüner Samt chartet 2012 sogar noch höher als der Marteria-Vorgänger und wird von Presse und Fans als Deutschrap-Meilenstein gefeiert. Seinen erfolgreichsten Hit landet Laciny allerdings erst später in diesem Jahr mit dem Kollabo-Track Lila Wolken, der auf die Eins klettert und die Jugend die nächsten Jahre über prägt. 2014 bringt der Rostocker auf der Platte Zum Glück in die Zukunft II seine scharfen Alltagsbeobachtungen auf prägnanten Beats unter und schafft einen Deutschrap-Klassiker – die Singles Kids (2 Finger an den Kopf) und OMG! bringen ihn als künstlerischen Innovator zwischen Mainstream und Individualität an die Front des Genres. Mit dem Albumtrack Mein Rostock sahnt er beim Bundesvision Song Contest diesmal ab – Marteria belegt den vierten Platz.

Der erste Deutschrapper mit Stadionshow

2015 verändert ein Krankenhausaufenthalt sein Leben: nach einem Benefiz-Fußballspiel bricht er zusammen und erleidet beinahe ein Nierenversagen. In der Folge zieht er wieder an die Ostsee und pausiert seine Karriere. Sein Comeback bildet 2017 das Alien-inspirierte Marteria-Album Roswell, gemeinsam mit dem Regisseur Specter Berlin dreht er in Südafrika dazu gleich einen ganzen Kinofilm mit dem Titel Antimarteria. Nachdem er 2018 mit Verde wieder Marsimoto-Nachschub geliefert hat, tut er sich mit Casper für die Kollaborationsplatte 1982 zusammen, auf der die beiden nostalgisch auf ihre Jugend im Osten zurückblicken. Eines seiner größten Karrierehighlights kommt allerdings später im Jahr auf Laciny zu, als er im Ostseestadion in Rostock eine ausverkaufte Show vor 32.000 Menschen spielt – übrigens die erste Stadionshow eines deutschen Rappers jemals, und für Marteria nicht weniger als die Erfüllung eines Kindheitstraums. Kurz später tritt er bei der Chemnitzer Aktion #wirsindmehr auf und positioniert sich nach den gewalttätigen Ereignissen in der sächsischen Stadt gegen den Rechtsextremismus. Auf seiner neuen Vinyl 5. Dimension rappt der Rostocker heimatbewusst wie melancholisch – die Single Niemand Bringt Marten Um erscheint in limitierter Edition auch als HHV Exclusive.