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Miles der Dritte

Miles Dewey Davis III. ging als eine der visionärsten und gleichzeitig mysteriösesten Ikonen in die Musikgeschichte ein. Und damit nicht genug; durch sein großartiges Gespür für Musiker, entdeckte er auch die ein oder andere Jazz Legende wie z.B. John Coltrane. Das Genie erblickte 1926 in einer mittelständischen, afroamerikanischen Familie das Licht der Welt und wurde auch schon früh mit unkonventionellen Methoden an der Trompete unterrichtet. Mit 18 zog er nach New York um Musik zu studieren, hing dort aber nur in The Street ab, was der Spitzname der damals verruchten 52nd war. Zwischen hippen New Yorker Studenten, der Avantgarde des Jazz wie z.B. Gillespie oder Parker, tummelte sich der noch nichts ahnende Davis, der sich von den Klängen des Bebops verführen ließ. Bald schon schmiss er das Studium, um seine ersten bezahlten Gigs als Komponist zu bekommen. Mit 23 schrieb er das Album The Birth of the Cool, das seine Karriere auf eine internationale Ebene beförderte. Nach seiner Entdeckung des Cool Jazz, reiste er nach Paris, wo er Sartre, Beauvoir, Picasso und Heroin kennenlernte. Letzteres sollte ihn noch sein ganzes Leben begleiten.

Der Big Bang des Jazz Rocks

Bevor die Welt Cool Jazz verdauen konnte, war Davis der III. den meisten schon zuvorgekommen und gründete nach seinem berühmten Auftritt auf dem Newport Jazz Festival neue Band Formationen, wie das Kind of Blue Sextett das die Jazzwelt blau färbte. Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams erspielten dann 1960 mit Davis die Mauern des Avant-Bop. Auch mit weiteren Alben wie In Silent Ways wurden die Küsten der Musik erweitert. Erste Einblicke in Ambient oder Jazz Rock waren das, was Davis und seine Musiker sich da aus den Fingern zogen. Alben wie Bitches Brew waren nämlich Improvisationen, die er in den Studios gekritzelt hatte. Seine Kompositionen wurden intensiver und immer schneller, bis schließlich der Big Bang des Jazz Rocks herbeigezaubert wurde. On The Corner (1972) war mit einer 13-köpfigen Band, wenig Melodie, gestapelten Rhythmen und indischen Instrumenten das umstrittenste und meistgehasste Album im Jazz. 30 Jahre des Exzesses gingen natürlich nicht spurlos an ihm vorbei. Er war bereit für den Ruhestand. Neun Jahre später folgte dann The Man with the Horn, Star People und Decoy. Drum machines, Synthesizer, chromatischer Funk und der Wechsel von Columbia zu Warner waren seine Wiederauferstehung von den “Toten”.

Soll ich auf dich warten?

Das klingt nach Miles Davis! Was für viele DER typische Sound ist, bekommt man durch Experimentierfreudigkeit mit einem Harmon Mute aus so einer Trompete heraus. Das ist so ein Teil, was man vorne in die Trompete steckt. Er starb 1991 an einem Schlaganfall und einer Lungenentzündung. Sein Einfluss war immens und er ging mit 51 Studioalben, 36 Live Alben, 35 Compilation Alben, 17 Box Sets, 4 Soundtracks und 8 Grammys in die Geschichte ein. Er hat den Kurs des Musikdampfers mit seinem Ideenreichtum geprägt und die Grenzen des Möglichen getestet. Sei es die verrückte Produktion bei Bitches Brew mit 3 Keyboardern, 2 Bassisten, 2 Drummern und 2 Perkussionisten oder das mysteriöse Auftreten des Trompeters, er war allen immer einen Schritt voraus. Ganz nach seiner Antwort auf die Frage eines Fans, der ihm seine Kritik zum neuesten Album klarmachen wollte: “Should I wait for you?”