Post Malone HHV Records 24 Artikel

Von Soundcloud zum Major-Label

Während Hip Hop im Laufe des vergangenen Jahrzehnts im Mainstream angekommen ist und sich ganz nebenbei als jugendliche Leitkultur etabliert hat, stößt die Annäherung an den Pop bei Fans des jungen Genres nicht immer auf Begeisterung. Puristen bleiben lieber beim Boom-Bap, Größen wie Kanye wenden sich völlig von konventionellen Songstrukturen ab, doch mit Neulingen wie Drake hören wir eine neue Welle an poporientierter Rapmusik auf uns zukommen, die sich für Genregrenzen kaum interessiert und vor allem frischen Wind im Mainstream bedeutet. An vorderster Front: Post Malone, dessen plötzlicher Interneterfolg im Jahr 2015 genauso spontan daherkommt wie sein Name – den hat der junge US-Amerikaner nämlich laut eigener Aussage aus einem Online-Generator für Rappernamen. In New York geboren und in Dallas aufgewachsen, greift Austin Post im Jugendalter zur Gitarre – das spiegelt sich später noch in den Country-Elementen seiner Musik wider, aber auch der Rock’n’Roll fasziniert ihn früh. In Los Angeles wird er zum Mitbegründer der Crew BLCKVRD, und gemeinsam mit dem lokalen Produzenten FKi 1st singt er sich durch den vernebelten Trap-Beat auf White Iversion, den er 2015 ohne große Erwartungen auf Soundcloud postet – ein paar Monate später heimst er bereits das Lob von Rappern wie Wiz Khalifa ein und wird beim Major Republic Records aufgenommen.

Die Schattenseiten des Stardaseins

Nachdem Kanye West ihm auf seiner Platte The Life of Pablo einen Feature-Part gönnt, geht Post Malone mit Justin Bieber auf Tour und eröffnet für ihn die Hallen. Sein Mixtape August 26th erscheint 2016, und mit Stoney liefert der Autotune-Liebhaber im gleichen Jahr seinen ersten Langspieler, der dem Cloud Rap seiner frühen Tracks treu bleibt und es direkt in die Top Ten der Billboard 200 schafft. Dass der Newcomer nicht nur mit den positiven Aspekten des Stardaseins konfrontiert ist, ist im Angesicht seines massiven Erfolgs klar – auf seinem zweiten Album Beerbongs and Bentleys verarbeitet Post Malone jene Schattenseiten, und gleichzeitig lädt er namhafte Feature-Gäste wie Nicki Minaj, G-Eazy, Ty Dolla $ign und 21 Savage auf die Platte ein, um ihn zu begleiten. Die Single rockstar wird sein erster Nummer-Eins-Hit, und seine Ambition ist deutlich: „Ich möchte einfach weiter wachsen und eines Tages der größte Musiker der Welt sein“ – nah dran ist der Trap-Newcomer auf jeden Fall, denn in den USA erreicht sein Album fast 50 Millionen Spotify-Streams innerhalb eines Tages und bricht damit Rekorde. Ein Rockstar nicht nur im lyrischen Sinne.

Die Antworten in der Musik finden

Doch das Hip-Hop-Narrativ lässt sich auch brechen: mit Sunflower liefert Post Malone 2019 einen verträumten Pophit, den er für den Marvel-Film Spider-Man: Into the Spider-Verse aufnimmt. Diese künstlerische Fluidität führt er kurz später auf dem Langspieler Hollywood’s Bleeding fort, er selbst bezeichnet seine Musik als „genrelos“ – und so schlägt der tattoobedeckte Trap-Rocker eine Brücke zwischen Genres, die für seine junge Fanbase keine Gegensätze mehr darstellen. Neben Features mit Tyla Yaweh und DJ Khaled arbeitet Malone mit The Weeknd an der Single One Right Now und bringt 2022 seine vierte LP Twelve Carate Toothache heraus – mühelose Ohrwurmmelodien vereinen sich hier mit einer Pop-Punk-Attitüde, die auf dem 2023 erschienenen Nachfolger Austin umso mehr hervortreten: der Musiker steht hier zum ersten Mal ganz ohne Feature-Gäste da, verlässt sich auf seine Synthesizer und die Gitarre, und singt über die eigenen inneren Konflikte so ehrlich wie noch nie. Das äußert sich in Songs mit Einflüssen vom Grunge der 90er, akustischem Folk, 80er-Jahre-Pop und unzähligen Stationen dazwischen. Endgültig dem Pop-Appeal verschrieben, lässt der Künstler sich kaum noch kategorisieren – vielfältige Emotionen verlangen nach diversen Stilausbrüchen. „Ich habe so lange nach einem Sinn gesucht. Wie: wer bin ich? Was will ich tun? Was ist das?“ Post Malone findet die Antworten in der Musik.