The Notorious B.I.G. HHV Records 48 Artikel

Mit Gangsta-Rap in den Mainstream

Wird über die einflussreichsten Rapper der Geschichte diskutiert, steht Christopher Wallace alias The Notorious B.I.G. meistens ganz oben. Der New-Yorker entwickelt sich in den 90ern kurzerhand zum wichtigsten Rapper des East Coast und macht mit nur zwei Alben den Gangsta-Rap salonfähig. Tracks wie Hypnotize oder Big Poppa sind heute Hip Hop Klassiker und sogar Laien bekannt. Geboren in Brooklyn, erregt Wallace 1993, damals unter dem Namen Biggie Small, mit seinem Demo-Tape die Aufmerksamkeit des Rappers Puff Daddy, der ihn sofort bei seinem Label Bad Boy Entertainment aufnimmt. Das erste Mal zu hören ist der Straßenrapper im gleichen Jahr auf verschiedenen Remixes bekannter R&B-Songs, seine erste eigene Single Party and Bullshit zeigt ihn in vergleichsweise aggressiver Form und verschafft ihm bereits eine kleine Anhängerschaft. Mit seinem Track Juicy steigt er ein Jahr später in die Charts ein, nur um kurz danach mit seinem heute legendären Album Ready to Die den Hip Hop des East Coast wiederzubeleben. Die Platte erzählt Biggies Lebensgeschichte von der Geburt bis in die Gegenwart und lässt uns eintauchen in die verschiedenen Facetten seines Lebens – das Aufwachsen im Ghetto, Drogenkonsum und Gewalt, aber auch Beziehungen und Depressionen. Der Rapper ist berüchtigt für seinen schonungslosen Realismus. Die Art und Weise, seine eigene Lebenswelt in simpler lyrischer Form abzubilden und sie mit einem fast mühelosen, düsteren Flow auf Funk Beats zu erzählen, macht ihn zu einem einzigartigen Storyteller. Dabei tauchen immer wieder Zeilen auf, die einem in ihrer Direktheit ins Gesicht starren und innehalten lassen. Und trotz seiner kriminellen Vergangenheit macht Wallace am Ende des Albums klar, dass er nichts bereut: „When I die, fuck it, I wanna go to hell“.

East Coast gegen West Coast

Es folgen Features mit Michael Jackson und den Labelkollegen von 112, beide Songs verschaffen Wallace weitere Charterfolge. Auch hilft er seinen Jugendfreunden von Junior M.A.F.I.A. mit ihrem Debutalbum in die Charts, indem er für sie schreibt und ihnen als Mentor zur Seite steht. 1995 ernennt Billboard ihn zum Rapper des Jahres, und in diesem Jahr ist er offiziell der Solo-Künstler und Rapper mit den meisten verkauften Platten in den USA. Gleichzeitig intensiviert sich der Konflikt zwischen East und West Coast, als sein ehemaliger Freund 2Pac angeschossen und ausgeraubt wird und Biggie öffentlich als Mitschuldigen bezeichnet. Der bekannteste Beef der Hip Hop-Geschichte beginnt, und die beiden Rapper werden zu den zentralen Figuren der Rivalität zwischen den zwei Küsten. 1996 veröffentlicht 2Pac den Disstrack Hit ´Em Up, kurz darauf wird er von Gang-Mitgliedern erschossen. Wallace wird als involviert beschuldigt, und der öffentliche Druck steigt. Nachdem er mit der Promotion für sein neues Album begonnen hat, stirbt Wallace im März 1997 nach einem weiteren Attentat ebenfalls, gerade erst 24 Jahre alt. Obwohl es keine handfesten Beweise für einen Zusammenhang gibt, lösen die Tode der beiden eine Welle der Empörung aus und markieren das Ende einer Hip Hop-Ära.

Der Tod als Leitmotiv

Oft von seinem tragischen Ende überschattet, gelingt dem Notorious B.I.G. mit seiner zweiten Platte Life After Death allerdings ein weiterer großer Wurf, der international als Hybrid zwischen Gangsta-Rap und Pop gefeiert wird. Nur zwei Wochen nach Biggies Ermordung veröffentlicht, knüpft die Platte an sein Debut an und lässt ihn hier symbolisch wieder auferstehen. Der Tod spielt in seiner Musik stets eine führende Rolle, direkt am Anfang stellt er klar: „Somebody’s got to die“. Von den Albumtiteln bis hin zu seinen brutal ehrlichen Texten über Mord und Suizidgedanken ist das Thema stets präsent in seinem Leben. Auf anderen Songs, wie I Love The Dough oder Mo Money Mo Problems, nähert sich B.I.G. musikalisch einem Mainstream-Publikum an, ohne dabei seine Glaubwürdigkeit als Straßenrapper zu verlieren – und zeigt damit deutlich, dass beides geht. Mit seinem Abgang hinterlässt The Notorious B.I.G. schließlich ein so kurzes wie machtvolles Lebenswerk, das Hip Hop für immer verändern soll.