Travis Scott HHV Records 8 Artikel

Explosive Synthesizer und Autotune-Einlagen

Die Jugend des Texas-stämmigen Jacques Bermon Webster II ist geprägt von seiner Liebe zum Rappen und Produzieren – und auch von der Gewalt der problematischen Nachbarschaft im Süden von Houston: „Ich dachte immer: ‚Ich muss aus diesem Scheiß raus.‘ Das gab mir den Kick,“ sagt Webter selbst. Mit einem Vater als Musiker lässt er die Universität schon nach kurzer Zeit hinter sich, um seinem Plan A zu folgen: Los Angeles bietet dafür Anfang der 2010er Jahre den perfekten Nährboden. Ein gewisser T.I. bekommt Wind von Websters musikalischem Talent und vermittelt den jungen Beatbastler an Kanye West. Für dessen Label GOOD Music sitzt er unter dem Namen Travis Scott dann schon bald im Studio und hat seine Finger bei der 2012 erschienenen Compilation Cruel Summer im Spiel: diese präsentiert neben West und Jay-Z auch Größen wie Big Sean, 2 Chainz und Pusha T, und sie hebt Travis auf ein neues Level der öffentlichen Aufmerksamkeit. Nach etlichen Verschiebungen erscheint ein Jahr später sein erstes Solo-Mixtape Owl Pharaoh, das düstere Klangteppiche und explosive Synthesizer mit Ausflügen in Autotune-Einlagen verbindet. Travis‘ Grundstein ist gelegt.

Kollaborateur und Erfolgsgarant

Durch eine unbestreitbare Ähnlichkeit zu Kanyes Yeezus-Ära ist Travis‘ musikalischer Einfluss recht klar, wobei er sich neben Kid Cudi ebenso von verschiedensten Pop- und Rockbands inspiriert sieht. Denn von Beginn an ist Travis‘ Musik keineswegs Hip-Hop in Reinform: „Für mich geht es nicht immer um Rap. Es geht hauptsächlich um die Melodie.“ Sein Debutalbum Rodeo kommt 2015 in die Plattenläden und wird zum weitgefeierten Hit – auf Tour geht es für den Trap-Newcomer gemeinsam mit Metro Boomin und Young Thug. Zwischen kristallklaren Beats und verzerrten, halb-gesungenen Rap-Parts schlägt Travis Scott international Wellen und wird zu einem der gefragtesten Neulinge im Genre – und auch zu einem Feature-Gast, den wir immer wieder bei Kollegen wie Rihanna, Wiz Khalifa und SZA antreffen. Plötzlich ist Travis überall, und seine zweite Platte Birds in the Trap Sing McKnight lässt nicht lange auf sich warten – mühelos schafft sie es 2017 an die Chartspitze. Als freudiger Kollaborateur und Erfolgsgarant erweist er sich einmal mehr auf Drakes Portland, wo auch Quavo zu hören ist – aus der Zusammenarbeit mit Letzterem entsteht im gleichen Jahr der gemeinsame Langspieler Huncho Jack, Jack Huncho, der sich wenig überraschend wieder in den oberen Gefilden der Billboard 200 herumtreibt.

Ambitionierter Pop und psychedelischer Trap

Spätestens mit seinem Nummer-Eins-Hit Sicko Mode ist Travis Scott 2018 auch Hip-Hop-Laien bekannt, und auf seinem Album Astroworld, benannt nach einem Freizeitpark im Houston seiner Kindheit, mischt er ambitionierten Pop mit psychedelischen Trap-Elementen. Im gleichen Jahr erblickt das Astroworld-Festival das Licht der Welt – 2021 kommen dort bei einem katastrophalen Massenandrang zehn Menschen ums Leben, während Scott auf der Bühne steht. Für eine Weile pausiert er seine Liveauftritte, und eine Klage der betroffenen Familien beschäftigt ihn jetzt – er wird allerdings freigesprochen. Zuvor noch hatte er seine Finger beim Soundtrack des Blockbusters TENET im Spiel: mit seinem theatralischen Track The Plan steuert Travis erstmals einen Song zu einem Film bei. „Die Art und Weise, wie er sich mit der Kunst verbindet, ist nicht auf eine einzige Form beschränkt,“ meint Produzent Ludwig Göransson dabei über den Rapper. Seinen Anfang als Regisseur macht er dann 2023 in dem Werk Circus Maximus, das als Visualisierung seines gleichzeitig veröffentlichten Albums Utopia erscheint. Die gigantisch klingende Platte kommt auf seinem eigenen Label Cactus Jack Records heraus und manifestiert Travis Scott als eine musikalische Hauptfigur seiner Generation.