Strictly Mint Wabisabi

STRICTLY MINT sind Yvonne Machado (Lyrics, Gesang) und Mark Pfurtscheller (Piano, Synthesizer, Laptop). Das Albumdebüt der zwei musikalisch weit gereisten Freigeister - ein frischer Kunstgriff. Cover-Alben? Gibt es viele. Den Bruch, den Cover hinterlassen können, kitten Strictly Mint. Die A- Seite ihres cineastisch anmutenden, Trip-Hop lastigen Longplayers, bevölkern Eigenkompositionen, die B-Seite Covers. Alles wird eins. Und die Originale duften nach Covers. Abgemacht!

Zwei Seiten, zwei Aufgaben, neun „Electric Evergreens“, wie Mark die komplex, doch lockerleicht mit Spannweite einfliegenden Songs nennt. Deren feines Gespür, für die Sound-Schnittmengen der Vergangenheit und Gegenwart, macht sie zu intim elektrisierenden Begleitern.

Die Vision auf „Wabi Sabi“: Paare Songs, die Dein riesiges musikalisches Kollektivbewusstsein inszeniert. Ein wahnwitziges Unternehmen, bei dem, was speziell Mark in der Studio-Trickkiste an Wissen und Vita aus 40 Jahren hat. Mit The Wirtschaftswunder schrieb der Deutsch Kanadier kurz vor NDW deutsche Musikgeschichte mit 80er Avantgarde Elektronik. Mit seinem Techno-Projekt Kopfuss Resonator reiste er um die Welt als Live Act. Musikalischer Eigensinn, Weltoffenheit: seine Triebfeder. Wie Neugier im Studio: für jede changierende Stimmung der vielschichtigen Stücke das richtige Instrument wählen, Sounds kreieren, FX designen... monatelanges feilen an Details. Wenn „Our Love“ dann gleich zu Albumbeginn die hohe Kunst veranstaltet, uns so vertraut vorkommt wie ein alter Freund, wenn es förmlich „sample mich“ zu schreien scheint ... dann schließt sich der Kreis aus Cover und Original, dann beginnt die emotionale Soundreise.

In Marks Studio entstand alles in liebevoller Kleinarbeit. Ein riesiger Soundkosmos zum gemächlichen Versinken. Ob Strictly Mint Breakbeats mit 60ies Larmoyanz à la film noir verklebt. Ob Triphop Grooves schwer mit filmreifen Streichersequenzen schwingen, ob Elektro und New Wave im Bass und der Erinnerung heranwehen, oder das Projekt auf seinen Originalen süchtig machende Pianos für Lo- Fi Liebhaber der Gegenwart abliefert... die frisch wie zugleich Patina behaftete Soundfarbe umhüllt eine feine, tiefe Emotion, die golden schimmert. Darin verwoben, Machados Stimme, die sich mal

als schmachtend jazzige Chanteuse, dann als kratizge Bardame und next up als lichterloh brennende Bond-Stimme - als Chamäleon - den Soundfarben anschmiegt. Von hell bis dunkel spendet sie neuen Glanz.

Wie „Wabi Sabi“... was übrigens eine traditionelle japanische Reparaturmethode für Porzellanbruchstücke ist , deren Brüche werden mit einer Kittmasse samt feinem Pulvergold geklebt. Der Bruch glänzt. Auch bei Strictly Mint. Aber welcher Bruch? Fragt Dich die nächste Seite der Platte!

VÖ 05.05.2023 Vinyl 300 Copies ltd.